4 Kommentare zu „Twitter“

  1. Tja, was ist denn bei Twitter los? Starke Umsatzzahlen im Q3, die eine sehr erfreuliche Resilienz gegen die von Snap berichteten Probleme zeigen. Und der Aktienkurs dann -12%? Ich vermute, dass die auf den ersten Blick katastrophale operative Marge von -58% die Ursache ist. Natürlich unschön, aber auf eine einmalige Vergleichszahlung in Höhe von 766 Mio $ bzgl. einer Sammelklage aus 2016 zurückzuführen. Bereinigt um diesen Einmaleffekt liegt die operative Marge bei 6%.
    Der Kursrückgang bedeutet stolze 5500 Mio $ Marktwertverlust, also mehr als übertrieben. Ich bin angesichts der starken operativen Zahlen in Verbindung mit dem Kursrückgang mit einer entsprechend größeren Position wieder eingestiegen.

  2. Die Q3-Zahlen von Snap haben 3 aktuelle Herausforderungen im Bereich der digitalen Werbung transparent gemacht:

    1. Aufgrund der von Apple eingeführten iOS-Änderungen im Bereich Datenschutz kann Werbung nicht mehr so zielgerichtet wie früher auf die User zugeschnitten werden.
    2. Die Lieferkettenprobleme und der Mangel an Arbeitskräften bei vielen Herstellern führen dazu, dass diese die Nachfrage ohnehin kaum bedienen können, so dass sie keinen Bedarf haben, auch noch Werbung zu schalten.
    3. Die o.g. Probleme kommen zudem zur Unzeit, da das Q4 normalerweise von hoher Nachfrage, hoher Produktion, hohem Werbebedarf und hohen Werbepreisen geprägt ist. Diese Boom-Saison fällt also aus.

    Da diese Gründe – zumindest in abgeschwächter Form – auch für Twitter gelten dürften, bin ich heute ausgestiegen und warte nun erstmal die Quartalszahlen ab.

  3. Am 10. Februar habe ich ein bisschen auf die Euphoriebremse getreten, als der Kurs nach den Jahreszahlen auf 56€ hochschnellte. In den folgenden Tagen ging es noch bis 64€ weiter. Nun haben sich mit den Q1-Zahlen meine Erwartungen genau bewahrheitet: Während der Umsatz mit 28% Wachstum weiter Vollgas gibt, hat sich das Wachstum der mDAUs (monetizable Daily Active Users) auf 20% verlangsamt. Und schon bekommt Mr. Market Panik…

    Aus meiner Sicht war das eine willkommene Gelegenheit, die bei 56€ und 64€ reduzierte Position jetzt wieder zu erhöhen. Denn mein Investmentcase liegt bei Twitter nicht primär in der Erhöhung der Userzahl, sondern des Umsatzes, und das liefert Twitter. Aktuell durch die Kombination aus Userwachstum + höheren Werbepreisen, ab Jahresende dann verstärkt durch die bessere Monetarisierung mittels Subskriptionen, E-commerce etc..

  4. Die Jahreszahlen von Twitter werden heute begeistert aufgenommen. Dabei sollte man m.E. aber den Gesamtüberblick nicht verlieren:

    1. Im Q4 gab es sowohl ein starkes Umsatz- als auch ein starkes Userwachstum von 27%. Das ist in der Kombination eher selten, erklärt sich aber dadurch, dass das Q4 die Schnittstelle zwischen dem starken Userwachstum 2020 und dem daraus resultierenden starken Umsatzwachstum 2021 darstellt.

    2. Man sollte aber berücksichtigen, dass sich die Lage insgesamt so darstellt:

    Userwachstum: 2020 waren 27%, 2021 erwarte ich ca. 12%
    Umsatzwachstum: 2020 waren 7%, 2021 erwarte ich ca. 33%

    D.h. man muss sich hier schon entscheiden, ob man in beiden Jahren das User- oder das Umsatzwachstum zur Basis der Bewertung machen will. In beiden Fällen kommt man zu einem durchschnittlichen Wachstum von ca. 19%, was auch dem durchschnittlichen Wachstum der letzten 4 Jahre entspricht. D.h. bevor man die 27% Umsatz- und Userwachstum bejubelt, sollte man sich klarmachen, dass das tatsächliche Wachstum nur bei ca. 19% liegt. Mit einem EV / Sales von erwarteten 9 für 2021 ist Twitter damit etwa 50% teurer als vor 1 Jahr.

    3. Bei den erwarteten Monetarisierungen im Bereich Subskriptionen erwartet CEO Jack Dorsey in diesem Jahr noch keine nennenswerten Umsatzbeiträge.

    Mein Fazit: Diejenigen, die 2020 aufgrund des starken Userwachstums darauf gesetzt haben, dass sich dieses früher oder später auch in steigenden Umsätzen widerspiegeln wird, können heute die Früchte ernten. Ein ähnliches, positives Überraschungspotential sehe ich für 2021 aber nicht, daher habe ich meine Position weiter reduziert.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.