MBB 2.0

Nach dem Börsengang der MBB-Tochter Friedrich Vorwerk ist es an der Zeit, die aktuelle Situation von MBB darzustellen. Denn dieser stellt nach dem IPO von Aumann den zweiten großen Meilenstein der Unternehmensgeschichte dar.

Aktueller Net Asset Value

Insbesondere möchte ich die Berechnung des Net Asset Value (NAV) aktualisieren, den ich im Juli 2020 auf ca. 108€ / MBB-Aktie geschätzt hatte.

TochterBrancheUmsatz 2020*
/ Mio €
MBB-Anteil
Umsatz 2020
gemäß MBB-Anteil / Mio €
NAV / MBB-Aktie** April 2020 / €
AumannAutozulieferer195
38%7414,4
DelignitAutozulieferer5176%396,2
DTS
IT-Sicherheit75
80%6030,3
Friedrich Vorwerk
Energie-Infrastruktur291
36%10563,0
Hanke Tissue
Konsumgüter40
96%386,5
CT Formpolster
Konsumgüter30
100%30
5,0
OBO
Kunststoffe15100%15
2,5
Cash Holding100%(182 + 194)63,2
Summe
697361
191,2
* gemäß Prognose in Präsentation
** 5.940.751 Aktien

Obwohl MBB’s Anteil an Vorwerk von 60 auf 36% gesunken ist, ist Vorwerk’s Bedeutung für MBB’s NAV deutlich gestiegen. Dies liegt an Vorwerk’s erfolgreichem Börsengang, nach dem der Experte für Energie-Infrastruktur bei einem Kurs von 52€ und 20 Mio Aktien mit knapp über 1 Mrd € bewertet wird. MBB’s 36% sind damit jetzt 374 Mio € wert. Darüber hinaus hat MBB im Rahmen des Vorwerk-IPO 4,3 Mio Aktien zu 45€ verkauft, also 194 Mio € eingenommen, was den Cash-Bestand entsprechend erhöht. Zum Vergleich: Für die 60% an Vorwerk inkl. Tochter Bohlen & Doyen hatte MBB 2019 lediglich 23 Mio € gezahlt. MBB hat aus 23 Mio also 568 Mio € gemacht, eine Ver24fachung!

Die 90 Mio € Erlös aus den 2 Mio neu ausgegebenen Aktien sind dagegen bereits im Börsenwert von Vorwerk enthalten.

Im Vergleich zur Zeit vor dem Vorwerk-IPO haben sich also insbesondere der Wert der Vorwerk-Beteiligung (trotz Anteilsrückgang) und der Wert der in der MBB-Holding gehaltenen Cash-Position etwa verdoppelt. Der NAV ist von 108€ auf 191€ gestiegen. Aktuell wird die MBB-Aktie an der Börse zu 130€ gehandelt, also mit einem ungewöhnlich hohen Abschlag von 33%.

Blick in die Zukunft

Wie geht es nun weiter? Ist mit einer weiteren Steigerung des NAV oder mit einem Abbau des Abschlags zu rechnen? Zu diesen Fragen hatte ich mich schon im Artikel 2020 geäußert. Mit einer weiteren Steigerung des NAV durch das Management rechne ich bei MBB mittelfristig immer. Die auf fast 400 Mio € gestiegene Cash-Position bietet jetzt sogar noch mehr Raum für neue Übernahmen als jemals zuvor. Wenn die Herren Dr. Nesemeier und Freimuth wieder ähnlich geschickt agieren wie in den letzten Jahren und ihre Einsätze bei der Übernahme neuer Töchter vervielfachen können, dürfte hierin die größte Kurs-Fantasie liegen.

Aber auch ein Abbau des Abschlags ist gut möglich. Denn mit der DTS IT lauert noch ein heißer IPO-Kandidat in der Pipeline, der den NAV von MBB deutlich transparenter machen würde. Von Vorwerk erwarte ich dagegen kurzfristig keinen Schub mehr, die Bewertung dürfte inzwischen ausgereizt sein.

Eine Steigerung des Aktienkurses von MBB ist also sowohl durch Steigerung des NAV als auch durch Verringerung des Kurs-Abschlags zum NAV durchaus zu erwarten. Aber ob und wann das passiert, liegt nun einmal allein in der Hand der Marktteilnehmer

3 Kommentare zu „MBB 2.0“

  1. Ich bin vor Kurzem wieder bei MBB eingestiegen. Stand heute habe ich seit meinem Ausstieg nichts verpasst, aber es hat sich in der Zwischenzeit einiges geändert. Insbesondere hat sich der Aktienkurs der größten Tochter Friedrich Vorwerk fast halbiert, damit hat MBB ca. 30€ pro Aktie an NAV verloren. Insgesamt komme ich aktuell auf einen NAV von 166€. Darin enthalten sind 30€ für die nicht börsennotierte Tochter DTS IT, einen IT-Sicherheitsdienstleister. Warum jetzt der Wiedereinstieg?
    MBB ist mit seinen größten Sparten in den zukunftsträchtigsten Branchen aktiv, nämlich Infrastruktur für Erneuerbare Energien (Vorwerk), E-Mobilität und Energiespeicher (Aumann) und IT-Sicherheit (DTS). Alle 3 Sparten bekommen durch die Russland-Krise zusätzlichen Auftrieb. Den kurzfristigen Gegenwind in der Autoindustrie kann MBB bei einem Anteil von 25€ pro MBB-Aktie (Aumann + Delignit) m.E. verschmerzen.

  2. Die Vorstände Dr. Constantin Mang und Torben Teichler haben in der vergangenen Woche MBB-Aktien in der Größenordnung von jeweils ca. 150 Tsd € gekauft. Kursbewegend ist das nicht, aber ein Zeichen des Commitments dem eigenen Unternehmen gegenüber.

  3. MBB habe ich aus dem wikifolio Wachstumsstarke Disruptoren vorerst verabschiedet. Was sind die Gründe?

    1. Mit dem wikifolio verfolge ich das Ziel, nach Kosten mehr als 20% Rendite pro Jahr zu erzielen. Das bedeutet vor Kosten mehr als 25%. Das ist nicht per Buy & Hold mit einem Unternehmen erreichbar, das seinen Gewinn jährlich nur um 13% steigert, sowohl in den letzten Jahren als auch in der guidance bis 2026. Ich hatte MBB vor 10 Monaten bei 60€ gekauft und damit bis heute mehr als verdoppelt. So schnell wird es in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr gehen.

    2. Der für mich entscheidende Akteur bei MBB ist Dr. Christoph Nesemeier. Am 10. Mai hat MBB berichtet, dass Dr. Nesemeier am 1. Juli vom CEO in den Vorsitz des Verwaltungsrats wechselt. Freilich beteuert man, dass er MBB weiterhin mit Rat und Tat zur Verfügung steht, und das bezweifle ich auch nicht. Aber mit dem Wechsel rückt er vom operativen Geschäft eindeutig weiter weg, es geht um die Einleitung einer mittelfristigen Nachfolge. Bisheriger Verwaltungsratschef war Gert-Maria Freimuth, der Co-Gründer von MBB. Von diesem habe ich in den letzten Jahren gar nichts vernommen. Der Verwaltungsrat ist nach meinem Verständnis für die entscheidenden Deals nicht zuständig. Er hat eher die Rolle eines Aufsichtsrats, auch wenn die monoistische Unternehmensstruktur von MBB keine so klare Trennung von Vorstand und Aufsichtsrat vorsieht.

    Neuer CEO wird der aktuelle CFO Dr. Constantin Mang, der laut Nesemeier in die bisherigen meisterhaften Deals von MBB eng eingebunden war. Auch das bezweifle ich nicht, jedoch hat der CFO bei diesen Deals m.E. keine proaktive, gestalterische Verantwortung. Er ist in der Vergangenheit auch nicht entsprechend in der Öffentlichkeit aufgetreten. Macher und Kommunikator war immer Nesemeier.
    Den CFO zum CEO zu machen, ist häufig eine naheliegende, bequeme Vorgehensweise, wenn man schnell einen Interims-CEO benötigt. Denn der CFO kennt sich im Unternehmen gut aus und kann weiterhin sicherstellen, dass bei den Finanzen nichts anbrennt. Aber warum der Buchhalter der beste Unternehmer sein soll, erschließt sich mir nicht. Der CFO muss die vom CEO eingefädelten Deals lediglich finanziell abwickeln, das ist m.E. eine komplett andere Tätigkeit, die ein ganz anderes Denken und Handeln erfordert. Ein Vollblut-CEO fühlt sich m.E. als Erbsenzähler nicht wohl, insofern sehe ich es generell sehr kritisch, wenn so getan wird, als sei einer guter CFO auch ein guter CEO. Mahnendes Beispiel ist z.B. Technotrans, die vor einigen Jahren auch CEO Brickenkamp durch ihren CFO ersetzt haben, danach wurde es erstmal sehr ruhig um Technotrans und die vielen Unternehmenszukäufe, die CEO Brickenkamp in die Wege geleitet hatte. Kurzum: Ich kann die Fähigkeiten von Dr. Mang als CEO nicht einschätzen, dass er CFO war ist für mich eher ein Warnsignal, insofern ein Risiko, das nicht mit zusätzlichen Chancen kompensiert wird.

    Ich werde daher zunächst beobachten, wie sich MBB und die Deal-Pipeline weiter entwickelt. Die ganz großen Kurszuwächse gab es bei MBB in den letzten Jahren immer erst dann, wenn Börsengänge von Töchtern anstanden. Hier käme aktuell nur die DTS infrage. Ggf. werde ich wieder einsteigen, wenn sich solche Pläne konkretisieren sollten. Freilich verpasse ich dadurch ggf. den ersten Kursanstieg, aber das nehme ich in Kauf gegenüber den Opportunitätskosten, die ich habe, falls bei MBB nun längere Zeit erstmal nichts in der Richtung passieren sollte.

    Privat halte ich meine kleine MBB-Position weiter, da es für mich persönlich keinen Sinn macht, die Position mit hohen Gewinnen und entsprechend hohen Steuern zu verkaufen und dann ggf. später zurückzukaufen. Hier im wikifolio ist das anders, da beim Traden innerhalb des wikifolios keine Steuern anfallen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.