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Was macht Digital Turbine?
Digital Turbine (Ticker Symbol „APPS“) ist ein Werbemakler im digitalen, mobilen Werbemarkt, genauer gesagt auf Android-Geräten. Grundsätzlich ist das Geschäftsmodell also ähnlich zu The Trade Desk, die ihren Schwerpunkt aber im Connected TV haben. Weiterer Unterschied: Während TTD ausschließlich auf der sog. „Demand Side“ unterwegs ist (d.h. Kunden sind die Unternehmen, die Werbung für ihre Produkte schalten wollen), ist Digital Turbine sowohl auf der Demand-Side als auch auf der Supply-Side aktiv. Die Supply-Side sind die Unternehmen, die freie Werbefläche zu vermieten haben. Dazu zählen die Publisher oder allgemein Content Creator, die also Inhalte anbieten und damit Nutzer anlocken, denen man dann die Werbung der Demand-Side unter die Nase halten kann.
Das Geschäftsmodell
Digital Turbine hat durch Zukäufe inzwischen eine ganze Reihe an Apps und Tools im Angebot, die alle ein eigenes Geschäftsmodell haben und dadurch auf unterschiedliche Weise Geld verdienen. Einige davon agieren nur im Hintergrund, d.h. es handelt sich um B2B-Tools, mit denen man als Endbenutzer nicht direkt in Berührung kommt. Daher erscheinen die Geschäftsmodelle eher abstrakt, was es schwerer macht, eine intuitive Vorstellung davon zu entwickeln, was Digital Turbine „eigentlich macht“.
Geschäftssparten
Sparte | App | Beschreibung | Kunden | Side |
---|---|---|---|---|
Application Media | Ignite | Vorinstallation von Apps auf Android Smartphones abhängig von verschiedenen Faktoren wie z.B. Wohnsitz des Käufers | App-Anbieter | Demand |
Application Media | Wizard | App-Empfehlungen auf Basis des Nutzerverhaltens | App-Anbieter | Demand |
Content Media | firstApp (Zukauf Mobile Posse Feb 2020) | Medienübersicht auf dem Home-Screen | Medien-Anbieter | Demand |
InApp Media | AdColony (Zukauf 2021) | Einbindung von Werbung in Apps anderer Anbieter | App-Anbieter | Supply |
InApp Media | Fyber (Zukauf 2021) | Vermittlungsplattform zwischen den App-Entwicklern und Unternehmen, die auf diesen Apps Werbung schalten möchten | App-Anbieter | Supply |
InApp Media | Appreciate (Zukauf 2021) | unterstützt Unternehmen dabei, die bestmöglichen Apps für ihre Werbung auszuwählen | Werber | Demand |
Die originäre Geschäftssparte sind die Application Media. Das Geschäftsmodell besteht darin, dem Smartphone-User bestimmte Apps „aufzudrängen“, sei es durch harte Vorinstallation (Ignite) oder sanfte Empfehlung (Wizard). Kunden sind also die App-Anbieter, denen Digital Turbine hilft, ihr Produkt „App“ anzupreisen. Das ist also eine Demand-Side Dienstleistung. (Supply-Side ist hier das Smartphone selbst, also letztlich Google, die die Vermarktung dieses Werbespaces Digital Turbine vertraglich überlassen haben.)
Die zweite Sparte Content Media hat man im Februar 2020 durch den Zukauf von Mobile Posse erworben. Deren Software „firstApp“ bietet eine Medien-Übersicht auf dem Homescreen. Hier sind die Kunden die Medien-Anbieter, die für sich selbst werben wollen, was ebenfalls eine Demand-Side Dienstleistung darstellt. (Supply-Side Werbespace ist hier der Home Screen).
Die dritte Sparte InApp Media stellen ein ganz anderes Geschäftsmodell dar: hier geht es nicht um die Bewerbung der Apps selbst, sondern darum, innerhalb von Apps Werbung anderer Unternehmen einzublenden. Die Apps sind hier also der Werbespace. Im Falle von AdColony (Übernahme April 2021) und Fyber (Übernahme Mai 2021) sind die App-Anbieter auch die Kunden, für die man geeignete Werbung sucht, das bedeutet also eine Supply-Side Dienstleistung. Appreciate sucht dagegen umgekehrt für die Werber (Demand-Side) die passenden Apps, auf denen ihre Werbung am besten geschaltet werden kann.
Insgesamt sieht man, dass Digital Turbine ziemlich umtriebig ist und nach den Übernahmen nun praktisch alle Bereiche der Werbung auf Android-Geräten abdeckt.
Die Zahlen
EV / Sales 12M: 2,9 Jahre
Erwartetes Umsatzwachstum 2022: 33%
Bruttomarge 2020: 42%
Quasi-KGV: 7,4 Jahre
Quasi-PEG: 0,3
Free Cash Flow Marge 2020: 8%
Efficiency Score 2021: 46%
Current Assets / Current Liabs: 0,5
Eigenkapitalquote: 37%
Wenn man sich die Zahlen anschaut, sollte man berücksichtigen, dass 2020 und 2021 mehrere Unternehmen übernommen wurden, die die Umsätze erheblich haben steigen lassen. Das organische Wachstum ist daher wesentlich geringer als die nackten Umsatzzahlen suggerieren. Aufgrund der Menge an Übernahmen zu verschiedenen Zeitpunkten ist es nicht ganz einfach, das organische Wachstum zu ermitteln. Digital Turbine gibt in seinen Quartalszahlen aber das „pro forma“-Wachstum an, was dem organischen Wachstum entspricht, wenn die übernommenen Unternehmen schon seit 2020 zu Digital Turbine gehört hätten. Dieses lag 2020 bei 57% und 2021 bei 41%.
In den einzelnen Quartalen im Kalenderjahr 2021 sah das „pro forma“-Wachstum so aus:
Q1: 104%
Q2: 63%
Q3: 38%
Q4e: 33%
Die Wachstumsrate nimmt also stark ab. Inbesondere die 38% im Q3 haben mich negativ überrascht, da ich erwartet hatte, dass AdColony und Fyber ihre Wachstumsrate nach Aufnahme in die DT-Familie mindestens aufrechterhalten können. Inzwischen ist DT aber wohl auf die Wachstumsgeschwindigkeit eingeschwenkt, die auch andere erfolgreiche Werbemakler wie The Trade Desk und Snap vorzuweisen haben. Daher habe ich meine Position nach den Q3-Zahlen entsprechend deutlich reduziert.