Arista Networks

Arista Networks war eines der ersten Cloud-Unternehmen, auf die ich aufmerksam geworden bin, und zwar in seiner Rolle als Cisco-Disruptor. Denn die Gründungsgeschichte besteht darin, dass ambitionierte Cisco-Mitarbeiter um Andreas von Bechtolsheim 2004 Arista Networks ins Leben riefen. Die zentrale Idee dabei war, das bis dahin stark auf Hardware fokussierte Routing und Switching durch mehr Software zu ersetzen. Also das, was man heute als Software Defined Networking (SDN) bezeichnet.

Was macht Arista Networks?

Arista Networks steht wie kein anderes Unternehmen für die state-of-the-art-Vernetzung innerhalb von unternehmenseigenen Rechenzentren („on premise“) und großen Cloud-Anbietern. Der Mehrwert steckt dabei vor allem in der Software, die auf programmierbaren Switches ausgeführt wird. Basis für die Software ist das offene Betriebssystem EOS, welches auf Linux basiert.

Arista Networks hat in den letzten Jahren durch einige wenige, aber zielgerichtete Übernahmen sein Angebot erweitert. 2018 stärkte man mit Metamako, einen Hersteller von FPGAs, sein Kerngeschäft. Darüber hinaus erweiterte man mit Mojo Networks sein Angebot auf den neuen Bereich Campus WiFi.

Durch die Übernahme von BigSwitch im Februar 2020 ist man nun auch im Bereich Netzwerk-Monitoring und -Analyse führend.

Das Management

CEO ist seit 2008 Jayshree Ullal, Chairman der schon erwähnte Gründer Andreas von Bechtolsheim.

In den 2 Jahren, in denen ich Arista Networks beobachte, erschien mir das Management sehr seriös und vertrauenswürdig. Die Guidance wird entweder eingehalten oder frühzeitig korrigiert. Böse Überraschungen, bei denen man denken muss „das wisst Ihr aber sicher nicht erst seit gestern“ kommen bei Arista Networks nicht vor. Man fühlt sich als Investor ernst genommen. Ich habe das Gefühl, dass offen kommuniziert wird und man keinen Grund sieht, schlechte Nachrichten allzu sehr zu verstecken oder sogar ganz zu verheimlichen. Man wird einfach nicht verschaukelt, und das ist ein sehr angenehmes Gefühl. Safe Harbour.

Die Mitarbeiter bewerten die CEO auf Glassdoor zu 81% positiv.

Die Kunden

Arista’s Kunden sitzen zu 76% in Nordamerika und zu weniger als 10% in Asien / Pazifik, jedoch mit wachsendem Anteil.

Arista Networks teilt die Kunden in folgende Segmente ein, wobei die Cloud-Titanen (Amazon AWS, Micrsoft Azure, Google Cloud und Facebook) den größten Umsatzanteil bilden (jeder Cloud-Titan trägt mehr als 10% des Arista-Umsatzes bei):

  1. Cloud Titans
  2. Enterprise
  3. Financials
  4. Specialty providers
  5. Service providers

Aufgrund des hohen Umsatzanteils der wenigen Cloud-Titanen ist die Investitionsbereitschaft dieser „Big 4“ für Arista Networks von besonderer Bedeutung. 2019 musste man die Umsatzprognosen 2 mal stark senken, weil – vermutlich – zunächst AWS und dann Facebook ihre Investitionen zurückgefahren haben. Von Arista hieß es dazu, dass die Cloud-Titanen einen Weg gefunden hätten, ihre alte Infrastruktur entsprechend länger zu nutzen.

Im Zuge der Corona-Krise 2020 und dem dadurch bedingten starken Anstieg von Home-Office und E-Commerce gehe ich aber davon aus, dass dies auch die Nachfrage nach Cloud-Ausrüstung wieder deutlich steigern wird.

Die Konkurrenz

Die Hauptkonkurrenten von Arista Networks sind Cisco, Juniper Networks, Huawei, VMware, Dell EMC und Extreme Networks.

Arista’s Burggraben bewerte ich aufgrund der Marktführerschaft, der Wechselkosten und einer sehr hohen Gewinnmmarge mit 4 von 5 Sternen.

Geschäftsmodell

Arista’s Geschäftsmodell muss man als relativ stark schwankend ansehen, da es maßgeblich von der Investitionsbereitschaft der Kunden abhängt. In Kombination mit der geringen Kundenbreite sollte man einzelne Wachstumsraten daher auf keinen Fall in die Zukunft extrapolieren, weder in die eine noch in die andere Richtung. Es können plötzliche starke Schwankungen auftreten! Bei der Bewertung von Arista Networks sollten daher die gemittelten Wachstumsraten der letzten Jahre herangezogen und ein Sicherheitsabschlag für die Zukunft verwendet werden.

Die durchschnittliche jährliche Gewinnsteigerung zwischen 2015 und 2020 liegt bei 36%. Gemäß der LionFolio Growth Rule für wachstumsstarke Unternehmen würde ich für die Zukunft ein Wachstum in der Größenordnung von höchstens 24% erwarten.

Die Zahlen

Arista Networks hat eine Reihe von beeindruckenden Geschäftszahlen zu bieten:

EV / Gewinne 2020: 26 Jahre
Erwartetes durchschnittliches Gewinnwachstum: 24%
PEG: 1,1
Gewinnmarge 2019: 36%
Free Cash Flow Marge 2019: 40%
Efficiency Score 2020: 64%
Current Assets / Current Liabs: 5,8
Eigenkapitalquote: 69%

Die Bewertung

Arista Networks sollte man als profitables Wachstumsunternehmen bewerten. Unter Berücksichtigung aller Bewertungskriterien beträgt der LionFolio Enterprise Score 3,8 von 5 Sternen, ein sehr gutes Ergebnis.

Mein Fazit

Ich bin ein großer Fan von Arista Networks, gerade als Investor. Das Management ist tadellos, man ist klarer Marktführer in seiner Branche und die Bewertung ist angesichts der Wachstumsraten sehr fair, beinahe günstig.

Abzüge gibt es nur für das schwankende Gewinnwachstum, das auch schon mal zu Gewinnrückgängen führen kann. Hier darf man zwischenzeitlich stärkeren Wachstumsphasen nicht hinterherlaufen, sondern sollte konsequent antizyklisch handeln.

Die sehr hohe Gewinnmarge zeugt von einem breiten Burggraben.

Arista Networks ist netto schuldenfrei und verfügt aktuell über 2,5 Mrd $ flüssige Mittel, die für Akquisitionen zur Verfügung stehen.

Bei Arista Networks stimmt somit fast alles und ist daher im wikifolio Margenstarke Platzhirsche enthalten.

4 Kommentare zu „Arista Networks“

  1. Im Q1 2022 startet Arista weiter durch: die guidance wurde mit 31% Umsatzwachstum wie gewohnt übertroffen. Mit zu erwartenden 41% Wachstum gab es für das Q2 eine noch stärkere guidance.
    Diese Zahlen aber bitte richtig einordnen: sie folgen zwar auf ebenfalls starke Vorjahreswerte, aber das wird nicht auf Dauer so bleiben. Im 3-Jahres-Durchschnitt sind wir gerade mal bei 14% Wachstum pro Jahr angekommen, was sich im Q2 dann auf 18% erhöhen wird. Aktuell für mich eine kleine Position, denn der Preis pro Umsatz ist mit einem Forward EV / Sales von 10 nicht billig, weil hier m.E. das aktuell höhere Wachstum eingepreist ist. Große Käufe würde ich erst wieder nach einem deutlichen Rückgang der Wachstumsrate tätigen, denn der kommt bei diesem zyklischen Unternehmen mit Sicherheit. Der LionFolio Enterprise Score liegt aktuell nur bei 3,2. Nicht mehr und nicht weniger als eine gute Halteposition in der aktuellen Krise für Wachstumsunternehmen.

    Die starken Zahlen sind übrigens ein sehr gutes Omen für Pure Storage, die ja ebenfalls Ausrüster für Rechenzentren sind und sich zusätzlich gerade die Cloud als neuen Absatzmarkt erschließen.

  2. Mit den Q3-Zahlen kam nun endlich der erhoffte Durchbruch: Sie waren zwar nicht wirklich herausragend, aber sie haben eine Trendwende eingeläutet: denn während YoY immer noch ein Umsatzminus von -7,5% zu Buche steht, konnte im Vergleich zum Q2 ein Wachstum von 12,5% vermeldet werden. Dazu kommt die erfreuliche Guidance für Q4, wo sequentiell nochmal 3% Wachstum, YoY sogar 5% erwartet werden. In Summe würde Arista damit das Corona-Geschäftsjahr mit versöhnlichen -5% abschließen.

    Noch besser soll es im kommenden GJ werden, für das 13,5% Wachstum avisiert wurden.

    Zu diesen Zahlen gesellte sich ein rundum positiv gestimmtes Management, das im Earnings Call viel Zuversicht versprühte. Insbesondere von den neuen 400-Gbit-Switches und den Campus-Netzwerken erhofft man sich neue Umsatzquellen.

  3. Arista hat gestern solide Q2-Zahlen geliefert, die die eigene guidance von 530 Mio $ Umsatz um knapp 2% übertroffen haben. In den Zahlen drückte sich auch eine gestiegene Nachfrage der Cloud-Titanen aus. Insgesamt war diese aber nicht stark genug, um die von mir erhofften Hammer-Zahlen zu bringen.

    Während in Q1 die Umsätze im Vorjahresvergleich um 12% gesunken waren, gingen sie in Q2 fast identisch um 11% zurück. D.h. mit oder ohne Corona scheint Arista in diesem Jahr rückläufige Umsätze zu verzeichnen, wenn sich das Wachstum im 2. HJ nicht wieder beschleunigt. Obwohl ich aus führeren Aussagen der CEO weiß, dass Investitionen in die Cloud-Infrastruktur von Arista bei den Kunden eher am Ende der Investitionsskette stehen, ist es mir doch ein Rätsel, dass es angesichts der boomenden Cloud-Unternehmen hier bisher nun gar keinen positiven Corona-Effekt zu geben scheint.

    Zusammen mit der Q3 guidance von 580 Mio $ würde Arista nach 9 Monaten 1644 Mio $ umgesetzt haben. Zu den 2411 Mio $ in 2019 wäre es im verbleibenden Q4 dann noch ein weiter Weg…

    Arista bleibt ansonsten klarer Marktführer in seiner Branche, die Bruttomarge hat sich um 1%-Punkt verringert. Offensichtlich braucht es aber Geduld, bis die Investitionsfreude bei den Kunden zurückkehrt.

    Earnings Call Transcript: https://seekingalpha.com/article/4364492-arista-networks-inc-anet-ceo-jayshree-ullal-on-q2-2020-results-earnings-call-transcript?part=single

  4. Obwohl Arista zu den Profiteuren der Corona-Krise zählen dürfte, hat sich das im Aktienkurs bisher nicht bemerkbar gemacht. Das könnte daran liegen, dass das Unternehmen nicht in einem Index wie dem „BVP Nasdaq Emerging Cloud Index“ enthalten ist, der nach meiner Wahrnehmung aktuell eine hohe Aufmerksamkeit bei Investoren erfährt:

    https://www.bvp.com/bvp-nasdaq-emerging-cloud-index

    Unternehmen aus diesem Index haben sich in den letzten Wochen häufig verdoppelt. Auch meine wikifolio-Positionen Crowdstrike, Docusign, Okta, Pluralsight, Salesforce, Slack, Twilio, Wix und Zscaler zählen dazu. Inwieweit diese starken Kursanstiege durch die fundamentale Entwicklung jeweils gerechtfertigt waren, wird sich in der anstehenden Berichtssaison zum 2. Quartal zeigen.

    Bei Arista sehe ich jedenfalls noch viel Nachholpotential, weshalb ich meine Position erhöht habe.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.