Nachdem wir im vorigen Beitrag zum Thema Anlage-Strategie gelernt haben, dass es nicht möglich ist, eine wissenschaftlich begründete, ideale Anlage-Strategie zu finden, möchte ich Euch in diesem Artikel die Kursbestimmung am Aktienmarkt verdeutlichen. Denn jede Anlage-Strategie mit Aktien versucht ja letztlich irgendwie vorauszuahnen, welche Kurse möglichst bald möglichst stark steigen. Es geht also 1. um die Bewegung in die richtige Richtung und 2. um den Zeitraum, in dem diese Bewegung stattfindet.
Um die Kursbestimmung am Aktienmarkt zu ergründen, sollten wir vielleicht im ersten Schritt jemanden fragen, die sich damit auskennt, wie z.B. die Börse Frankfurt. In diesem Artikel beschreibt sie in leicht verständlicher Art und Weise, wie sie täglich die Aktienpreise ermittelt. Die zentrale Aussage, die man nie vergessen sollte, lautet:
Im Grunde setzt sich der Aktienpreis aus dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zusammen.
Diese zentrale Eigenschaft kann man leicht aus dem Blick verlieren, da die Börsenmedien voll sind mit angeblichen Gründen, warum eine Aktie gestiegen oder gefallen ist. Solche angeblichen Gründe sind aber immer nur Vermutungen von Journalisten im Nachhinein, welche Nachrichten die Marktteilnehmer wohl bewogen haben könnten, eine bestimmte Aktie zu kaufen oder zu verkaufen. Denn:
An der Börse gibt es weder Gott noch Schiedsrichter.
Alles, was an der Börse passiert, wird von den Marktteilnehmern bestimmt. Und zwar von allen gemeinsam. Es zählt nur, wieviele Aktien eines Unternehmens nachgefragt und wieviele angeboten werden. Es gibt keinen Gott und kein Experten-Gremium, das darüber entscheidet, ob ein Kurs steigen oder fallen soll. Wenn die Geschäftszahlen eines Unternehmens schlecht waren, kann der Kurs trotzdem steigen und umgekehrt. Wenn die Zinsen steigen, können die Kurse fallen oder auch nicht. Wenn die Wirtschaftsprognosen steigen, können die Kurse ebenfalls steigen – oder auch nicht. Es gibt keinen zwangsläufigen Zusammenhang zwischen irgendwelchen wirtschaftlichen oder politischen Ereignissen und Aktienkursen. Es sind allein die Marktteilnehmer, die durch ihre Kaufs- und Verkaufsangebote die Kurse bestimmen.
An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil.
André Kostolany
Als Aktien-Investor sollte man diese einfache Wahrheit nie aus den Augen verlieren. Börse ist das, was die Marktteilnehmer daraus machen. Und das sind oft Kapriolen, Übertreibungen in die eine oder andere Richtung. Die ganzen Launen und Widersprüche der menschlichen Psyche kommen am Aktienmarkt zum Vorschein. Damit befinden wir uns nicht in einfachen Wenn-Dann-Kausalitäten, sondern mitten in der Behavioural Finance. Sie ist das, was die Aktienmärkte ebenso launisch wie interessant macht. Wer an der Börse Freude und Erfolg haben möchte, muss das akzeptieren, ja sogar lieben.