3 Kommentare zu „Opera“

  1. Opera hat am 25. Feb seine Q4-Zahlen vorgelegt: Die Umsatz-guidance wurde um fast 10% übertroffen. Für 2020 kamen damit insgesamt -7% Umsatzrückgang heraus. Wichtiger noch: Die guidance für 2021 wurde von 25% auf 40% Umsatzwachstum angehoben. So weit so erfreulich.

    Weit weniger erfreulich finde ich, dass der Aktienkurs nicht erst am 25. Feb, sondern bereits am 9. und 10. Feb einen abrupten 30%-Sprung gemacht hat. Das ist mehr als ein Geschmäckle, denn es zeigt m.E., dass hier einige Insider früher informiert waren und gehandelt haben. In Richtung „nach oben“ ist es für bereits Investierte kein großes Problem, denn dadurch hat man dann eben 2 Wochen früher vom steigenden Kurs profitiert. Aber wenn es mal wieder schlechtere Nachrichten geben sollte, würde man das dann auch zuerst am Kurs sehen und dann erst 2 Wochen später die Erklärung nachgeliefert bekommen. Ein solcher Insiderhandel ist nicht nur ein Unding, sondern verboten.

    Nachdem bereits die Vorgänge um das Fintech-Geschäft dubios waren, ist das nun ein weiterer Hinweis darauf, dass das Management von Opera nach Gutsherrenart agiert, d.h. vor allem das eigene Interesse im Blick hat. Ich werde Opera daher trotz der guten Zahlen und Aussichten nicht wieder aufstocken, sondern auslaufen lassen. Es macht einfach keinen Spaß, wenn man von „seinem eigenen“ Management vergackeiert wird.

  2. Nach den jüngsten Entwicklungen habe ich meine Position halbiert. Das ist vor allem durch 2 Dinge begründet:

    1. Aufgrund des sehr sprunghaften Geschäftsmodells, das immer wieder neue Sparten hervorbringt und wieder einstampft, sehe ich aktuell nur das Geschäft mit Online-Werbung über die Suche und News als werthaltig an. Alles andere betrachte ich als Spekulation, insbesondere das im letzten Jahr äußerst wachstumsstarke Microlending-Geschäft. Bei diesem ist einfach nicht klar, welche Margen hier nach Abzug der Kreditausfälle im Durchschnitt erzielt werden können (die Verluste waren in der Corona-Krise sehr hoch). Es ist mir schon genug Risiko, dass es dieses Geschäft überhaupt gibt. Einen signifikanten Wert kann ich ihm zum aktuellen Zeitpunkt jedoch nicht nachweisen.

    2. Die Vorgehensweise des CEO Zhou im Rahmen der Nanobank-Transaktion ist dubios. Diese wird nun zu 42% Opera gehören, zu 58% ihm persönlich. Das ist eine seltsame Konstellation, die nicht im Interesse von Opera ist. Es zeigt sich hier leider, dass sich der CEO in einem Konflikt zwischen seinen eigenen und Opera’s Interessen befindet.

    Folgender Artikel stellt die Situation m.E. ausgewogen dar:
    https://seekingalpha.com/article/4376609-opera-mixed-bag-of-news

    So ganz möchte ich mich von Opera aufgrund der einzigartigen Chancen in den von den Internet-Giganten vernachlässigten Märkten jedoch noch nicht trennen. Daher habe ich eine Positionsgröße gewählt, die die Chancen nutzen kann, aber gleichzeitig die besonderen Risiken berücksichtigt.

  3. Vor 3 Wochen hat Opera die Zahlen zum GJ 2019 veröffentlicht. Ohne das Microlending-Geschäft gab es Umsätze von 207 Mio $, was einem Wachstum von 20% entspricht. Inkl. Mikro-Kredite waren es 335 Mio $ und damit fast doppelt so viel wie 2018.

    Das Geschäft mit Mikro-Krediten war in den letzten Monaten der Hauptkritikpunkt an Opera, zumal es hohe tägliche Zinsen beinhaltet, die zum einen als moralisch verwerflich, zum anderen als nicht im Einklang mit den Richtlinien des Google App Stores angesehen wurden. Den letzten Rest hat dann die Corona-Krise gegeben, die das hohe Risiko von Kreditausfällen zur Realität werden ließ. Opera hat daraufhin im März & April die Mikro-Kredite fast vollständig heruntergefahren, d.h. nur noch Rückzahlungen entgegengenommen und keine neuen Kredite mehr ausgegeben. Im Q1 2020 sind daraus 27 Mio € Verlust entstanden. Dies ist zum einen bedauerlich, zeigt aber auch 2 Dinge:
    1. Die hohen täglichen Zinssätze sind angesichts der hohen Ausfallrisiken durchaus berechtigt.
    2. Opera ist in der Lage, das Risiko aus den Mikro-Krediten zu beherrschen. Selbst die aus dem Worst-Case-Szenario einer Pandemie resultierenden Verluste waren nicht existenzbedrohend.

    Eine genaue Bewertung von Opera fällt weiterhin schwer, da die Ungewissheiten recht groß sind. Als konservative Näherung kann man die Umsätze aus den Mikro-Krediten ignorieren und mit 20-30% Umsatzwachstum kalkulieren (20% im letzten Jahr, aber Userwachstum 30%). Angesichts der regelmäßgen Ausweitung des Angebots und der Expansion in weitere Länder gehe ich eher von mindestens 30% Umsatzwachstum in den nächsten Jahren aus. Allein mit diesen Annahmen dürfte Opera bei mindestens 20€ notieren.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.