Facebook

Die Jahresperformance von Facebook ist denkbar bescheiden, gerade einmal 10% stehen zu Buche. Dennoch habe ich mich entschieden, die Aktie aufzustocken, und das hat mehrere Gründe:

1. Novi. Das ist Facebook’s neue digitale Geldbörse. Man kann sie als Bedienungsoberfläche von Diem ansehen, dem neuen ebenfalls von Facebook initiierten Zahlungssystem (Libra-Nachfolger). Novi wird es sowohl in Whatsapp und Messenger als auch als separate App für iOS und Android geben.

2. Der Preis: Facebook ist sehr günstig zu haben. Der Umsatz ist in den letzten 3 Jahren um durchschnittlich 28% pro Jahr gestiegen, weist eine Bruttomarge von 83% auf und ist für ein EV / Sales von knapp 7 zu haben. Zum Vergleich:

Facebook: 28%, 83%, 7
Alphabet: 19%, 56%, 6
Microsoft: 17%, 70%, 10
Apple: 4%, 38%, 8

Facebook wächst also am schnellsten, hat die höchsten Margen und ist dennoch nicht teurer als die anderen Unternehmen. Sicherlich sind die SaaS-Einnahmen von Microsoft deutlich stetiger als die Werbeeinnahmen von Facebook, dadurch rechtfertigt sich der Preis von Microsoft.

Dass Apple trotz des seit Jahren mickrigen Wachstums und der geringeren Margen fast so teuer sein soll wie Microsoft, erklärt übrigens, warum ich nicht in Apple investiert bin.

3. Mit Novi greift Facebook nun Paypal und Square frontal an. Sicherlich wird man diese Unternehmen nicht einfach verdrängen können, aber ich denke, dass Diem einschlagen wird wie etwa Disney+. Paypal und Square werden sich sehr warm anziehen müssen mit ihren begrenzten Nutzerzahlen. Denn in einem Zahlungssystem gilt m.E. mehr als anderswo: The winner takes it all. Und Facebook mit seinen 3 Mrd. Nutzern ist den beiden Wettbewerbern weit überlegen.

4. Auch Mastercard und Visa werden m.E. erstmals spüren, dass ihr Burggraben nicht mehr unangreifbar ist. Denn das Facebook-Netzwerk ist schon größer als das ihre. Natürlich wird auch hier nicht jeder Laden sofort auf Facebook umstellen, aber man darf nicht vergessen, dass die Kreditkartengebühren sehr hoch sind. Wenn Facebook hier eine günstigere Alternative bietet, werden die Läden in Scharen wechseln. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das ein Schockmoment für den Markt wird, der Mastercard und Visa bisher als uneinnehmbare Festungen angesehen hat. Denn alle bisherigen Zahlungsanbieter haben ihr Netzwerk nicht disrupted, sondern genutzt. Diem ist dagegen ein eigenes Netzwerk!

5. Facebook drängt immer weiter in den E-Commerce hinein. Nach Facebook ShopsInstagram Shopping und der Übernahme des CRM-Anbieters Kustomer wird Novi nun schon der vierte Streich in diese Richtung. Das verspricht neue Wachstumsquellen.

In Summe ist Facebook für mich daher das attraktivste Unternehmen im Bereich der Margenstarken Unternehmen. Mit einem hervorragenden LionFolio Enterprise Score von 4,5 (von max. 5) ist es zusammen mit Nutanix (meiner größten Position unter den Wachstumsstarken Unternehmen) meine größte Position überhaupt.

2 Kommentare zu „Facebook“

  1. Nachdem die bombastischen Q1-Zahlen nun schon mehrfach kommentiert wurden, möchte ich lediglich folgende Aspekte betonen bzw. ergänzen:

    1. Der Haupttreiber für das starke Umsatzwachstum waren die um 30% gestiegenen Werbe-Preise. Die Zahl der Ads wuchs um 12%.

    2. Die vorige guidance lag dermaßen weit unter den jetzt gemeldeten Zahlen, dass man sich fragt, ob sie einfach nur sehr konservativ gewählt war, oder ob Facebook nicht über mehr Einblick in seine kommenden Geschäfte verfügt. Das sehr zyklische Werbegeschäft ist sicherlich schwer zu prognostizieren, daher sollte man sich m.E. darauf einstellen, dass der Schuss auch mal nach hinten (=unten) losgehen kann.

    3. Für das kommende Q2 wurde die Wachstumsrate nun als „konstant oder leicht über dem Q1“ geguidet, das heißt also Erhöhung auf 48% nach vorher 33%. An der Einschätzung, dass die Wachstumsraten im 2. Halbjahr zurückgehen werden, hat sich nichts geändert.

    4. Die Investitionen in Augmented Reality, E-commerce und die „Creator Economy“ sollen hoch bleiben, um für zukünftiges Wachstum zu sorgen. Creator Economy bezeichnet dabei den Trend, dass auf den Plattformen analog zu den bisherigen Influencern immer mehr Kreative ihre virtuellen Inhalte und inzwischen auch handfesten Produkte gegen Bezahlung anbieten können.

  2. Ebenso wie Microsoft hat auch Facebook bärenstarke Q4-Zahlen geliefert, die deutlich über den Wachstumsraten der vorigen 4 Quartale lagen:
    – Umsatz: +33%
    – Gewinne: + 53%

    Für das gesamte Geschäftsjahr 2020 bedeutet das:
    – Umsatz +22%
    – Gewinne +58%

    Für das kommende GJ 2021 gab es die Prognose, dass das hohe prozentuale Umsatzwachstum zunächst noch 2 Quartale gehalten wird, danach aber angesichts der starken Vergleichsbasis (2. HJ 2020) deutlich zurückgehen wird.

    Zudem wurde auf folgenden Gegenwind für 2021 hingewiesen:

    1. Erwartete Konsumänderung weg von dinglichen Produkten (gut für Facebook’s Werbegeschäft) hin zu mehr Services (Reisen etc.)

    2. Datenschutzmaßnahme bei Apple’s iOS 14

    3. Herausforderungen mit den Regulierern (einerseits USA wie bekannt, andererseits auch EU im Hinblick auf transatlantischen Datenverkehr)

    Aufgrund dieses eher kritischen Ausblicks blieb der ansonsten fällige Kurssprung angesichts der sehr starken Q4-Zahlen aus.

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