Docusign

Die Corona-Krise hat die Digitalisierung massiv beschleunigt. Aus der Not heraus, sich räumlich möglichst distanziert voneinander aufhalten zu müssen, drängten die Menschen zu Alternativen, um ihr Leben trotz der Einschränkungen möglichst gut zu meistern.

Im Arbeitsleben bedeutete dies unter anderem, Alternativen für die persönliche Unterzeichnung von Verträgen finden zu müssen. Hier bot Docusign mit seiner digitalen Unterschrift ein ausgereiftes Produkt zur rechten Zeit.

Was macht Docusign?

Neben der digitalen Unterschrift bietet Docusign auch die Verwaltung von Verträgen in der Cloud, der „Agreement Cloud“ an. Dadurch sind Bearbeitung und Zugriff auf die Dokumente jederzeit für alle Beteiligten möglich.

Das Management

CEO ist seit Anfang 2017 Dan Springer. Er kann mit einer Zustimmung seiner Mitarbeiter auf Glassdoor von 99% glänzen.

Die Kunden

Docusign verfügte Ende Q1 2020 über 660.000 zahlende Unternehmenskunden, davon 68.000 Neukunden im letzten Quartal. Dazu kommen Millionen von Einzelbenutzern. Der Großteil der Kunden wird Docusign über Kooperationen mit SAP (ERP und CRM) sowie die CRM-Systeme von Salesforce, Microsoft und Oracle praktisch ohne Vertriebskosten zugespült.

Angesichts der sehr hohen Kundenzahl gehe ich davon aus, dass es keine Abhängigkeit von einzelnen Großkunden gibt. Einen Schwerpunkt soll laut Analysten jedoch die Immobilienbranche bilden.

Die Konkurrenten

Mit Abstand härtester Konkurrent ist natürlich Adobe, wobei „mit Abstand“ hier wörtlich zu nehmen ist. Denn Docusign ist es tatsächlich gelungen, das ansonsten übermachtige Adobe in Sachen digitaler Signatur abzuhängen. Stefan Waldhauser brachte kürzlich einen Vergleich der Downloadzahlen seit Jahresanfang: Docusign 2,40 Mio, Adobe Sign 0,15 Mio. Das spricht eine deutlich Sprache.

Aufgrund des erreichten De-facto-Standards und des Netzwerk-Effekts schätze ich den Burggraben von Docusign mit 4 von 5 Sternen ein.

Das Geschäftsmodell

95% der Umsätze erzielt Docusign im Abo-Modell. Da es keine Option ist, die Unterzeichnung und Verwaltung von wichtigen Dokumenten zeitweise auszusetzen, kann man von sehr stabilen Umsätzen ausgehen.

Die Zahlen

EV / Sales 12M: 24,5 Jahre
Erwartetes Umsatzwachstum: 39%
Bruttomarge: 75%
Quasi-KGV: 61 Jahre
Quasi-PEG: 1,6
Free Cash Flow Marge 2019: 4,5%
Efficiency Score 2020: 43%
Current Assets / Current Liabs: 1,7
Eigenkapitalquote: 32%

Die Bewertung

Docusign wirtschaftet aufgrund der hohen Wachstumsinvestitionen noch defizitär und sollte daher als Startup (nicht profitables Wachstumsunternehmen) bewertet werden.

Hier die Komponenten des LionFolio® Enterprise Score (ergänzt am 3.9.2021):

  • Management: 4,5
  • Geschäftsmodell: 5,0
  • Burggraben: 4,0
  • Efficiency Score: 5,9
  • Preis: 2,3

Ohne Zweifel ist Docusign sehr teuer, was nach dem starken Anstieg in den letzten Monaten nicht verwundert. Der Preis rechtfertigt sich aber durch die außergewöhnlich hohen Punktzahlen in den anderen Bewertungs-Komponenten.

Unter Berücksichtigung aller Bewertungskriterien liegt Docusign’s LionFolio® Enterprise Score bei 4,1 von 5 Sternen.

Mein Fazit

Summa summarum ist Docusign ein Unternehmen, dessen Eigenschaften sich wie ein Wunschkonzert der Investoren lesen: Software im Abo (SaaS), Cloud, Digitalisierungsgewinner, breiter Burggraben, extrem beliebter CEO, starkes Wachstum, positiver FCF – da verwundert der hohe Preis nicht.

Docusign ist daher ein Langfristinvestment im wikifolio Wachstumsstarke Disruptoren.

4 Kommentare zu „Docusign“

  1. Auch im Q2 muss man darauf achten, den Mund auch mal wieder zuzumachen. Die Zahlen waren wieder atemberaubend:
    + 50% Umsatzwachstum
    + 32% FCF-Marge
    => 82% Efficiency Score
    + 47% Billings-Wachstum

    Die guidance für Q3 liegt so, dass man 46% Umsatzwachstum erwarten kann. Für 2021 werden am Ende wohl 47% herauskommen.

    Als wäre das nicht genug, hat sich auch die Brutto-Marge auf 78% verbessert.

    Ich habe das Firmenprofil nun um den aktuellen LionFolio Enterprise Score ergänzt, der sich auf 4,1 verbessert hat.

    Staunen, Zurücklehnen und Genießen lautet nun die Devise 🙂

  2. Docusign hat im Q1 wieder einmal geliefert – und sogar deutlich übertroffen. Nicht nur wurde die unternehmenseigene, immer sehr konservative guidance pulverisiert (um 8% übertroffen), auch meine realistischere Schätzung wurde noch in den Schatten gestellt, so dass nun rekordverdächtige 58% Umsatzwachstum erzielt wurden (das höchste seit mind. 3 Jahren).
    Auch die Free Cash Flow Marge erreicht mit 26% einen Höchstwert (bisher nur vom Q2 2020 leicht übertroffen). Der insgesamt resultierende Efficiency Score von 84% ist dementsprechend einsame Spitze in der Historie von Docusign.
    Damit nicht genug: Auch die Bookings zogen überraschend wieder an, nach 46% im letzten Quartal nun wieder 54%.
    Die wieder sehr konservative guidance spare ich mir zu erwähnen, da sie ohnehin unrealistisch niedrig angesetzt ist. Ich erwarte ein Umsatzwachstum von mind. 48%.
    Insgesamt ein fantastisches Quartal, in dem so manche Investoren-Unke, die mit dem Pandemie-Ende sinkende Wachstumsraten bei diesem Corona-Gewinner erwartet hat, auf dem falschen Fuß erwischt worden sein dürfte.

  3. Wieder einmal starke Q4-Zahlen von Docusign:

    + Die guidance wurde um den üblichen Betrag übertroffen, so dass das Umsatzwachstum bei 57% lag. Im Gesamtjahr 2020 macht das 49%.

    + Free Cash Flow Marge im Q4 10%, in 2020 15%.

    – Das Wachstum der Billings, die einen guten Vorgeschmack auf das zukünftige Umsatzwachstum geben, hat sich von 63% auf 46% verlangsamt. Das ist wahrscheinlich die Ursache für die sehr verhaltene Marktreaktion auf das Zahlenwerk.

    + Für das nächste Quartal liegt die guidance so, dass ich nochmal 54% Wachstum erwarte

    + Für 2021 würde ich von mindestens 42% Umsatzwachstum ausgehen, im Idealfall bis zu 46%.

    Docusign wächst damit exponentiell, das absolute Wachstum beschleunigt sich also weiterhin.

  4. Docusign hat gestern wie erwartet sehr starke Zahlen für das Q1 geliefert. Das Umsatzwachstum von 39% aus dem letzten Geschäftsjahr konnte unverändert mit in das neue GJ genommen werden.

    Dementsprechend wurde auch die bisher sehr defensive Guidance für das laufende GJ von bisher 24% auf nun 35% Umsatzwachstum deutlich erhöht. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die 39% Wachstum aus Q1 auch in den folgenden Quartalen gehalten werden können. Extrapoliert auf die kommenden 12 Monate ab heute könnte man dann 1500 Mio $ Umsatz erwarten. Damit wäre Docusign mit einem EV / Sales von knapp 18 weiterhin nicht billig, aber angesichts des starken Wachstums in Verbindung mit einer Free Cash Flow Marge von ca. 5% fair bewertet. Ich bleibe daher unverändert investiert und freue mich am unverändert starken Wachstum!

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